Was macht eine Übersetzerin oder ein Übersetzer genau? Die Allgemeinheit hat meist eine ungenaue oder gar falsche Vorstellung von unserer Arbeit. Um Klarheit zu schaffen und eventuell vorhandene Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, widmen wir uns in diesem Artikel unserem geliebten Beruf – dem Übersetzen.
Viele sind der Annahme, dass zwischen dem Übersetzen und dem Dolmetschen keine Unterschiede bestehen. Wenn ich jemandem sage, dass ich Übersetzerin bin, erhalte ich sehr oft folgende Reaktion:
„Ach so, du bist also Dolmetscherin, das ist ja interessant!“ Beides sind zwar Sprachberufe, und es gibt tatsächlich viele Übersetzerinnen und Übersetzer, die auch dolmetschen. Trotzdem handelt es sich um zwei unterschiedliche Berufe der Sprachbranche. Der wesentliche Unterschied ist ganz banal, aber gross: Dolmetschen beinhaltet das mündliche Übertragen einer Sprache in eine andere. Beim Übersetzen überträgt man auch eine Sprache in eine andere, aber ausschliesslich in schriftlicher Form. Beim Dolmetschen werden zudem noch verschiedene Arten unterschieden. Auf diese werden wir aber in einem späteren Artikel zu sprechen kommen.
„Du sprichst also perfekt Englisch/Französisch etc.?“
Schön wär’s! Aber leider nein. Übersetzerinnen und Übersetzer beherrschen die Sprache oder Sprachen, aus der oder denen sie übersetzen, nicht zwingend oder besser selten perfekt. Dies aus dem einfachen Grund, dass kaum jemand auf der Welt zwei Sprachen in Wort und Schrift abschliessend beherrschen kann. Letzteres ist alleine aus dem Grund nicht möglich, weil sich Sprachen dauernd verändern. Natürlich beherrschen die Übersetzerinnen und Übersetzer jene Sprachen, aus denen sie übersetzen, sehr gut. Sie kennen auch deren Eigenheiten. Wichtiger ist jedoch, dass sie vor allem in ihrer Muttersprache absolut sattelfest sind.
Das Muttersprachenprinzip
Ein weiterer Punkt, der oft unklar ist, betrifft die Sprachrichtung. Um beim Übersetzen eine hohe Qualität zu erreichen, handeln Übersetzerinnen und Übersetzer wie auch Dolmetscherinnen und Dolmetscher nach dem Muttersprachenprinzip. Das bedeutet, dass wir eigentlich immer in unsere Muttersprache übersetzen. Nur in ganz seltenen Fällen entspricht die Übersetzungssprache nicht der Muttersprache. Dies zum Beispiel, wenn jemand seine Schule und Ausbildung in einer Fremdsprache absolviert hat und diese wesentlich besser beherrscht als seine Muttersprache. Übersetzt wird jedoch immer in die sogenannte A-Sprache, in der man sattelfest ist. Das ist so, weil man in einer Fremdsprache auch nach langjähriger Praxis kaum die gleiche idiomatische Ausdrucksweise erreichen kann. Achten Sie also bei der Wahl Ihrer Übersetzungspartnerin oder Ihres Übersetzungspartners darauf, ob er oder sie nach dem Muttersprachenprinzip handelt!
Übersetzungsinhalte
Die literarische Übersetzung ist die der Allgemeinheit bekannteste Form des Übersetzens. Viele Werke, die zuhause im Bücherregal stehen, sind Übersetzungen. Dieser Bereich macht allerdings einen geringen Anteil der gesamten Übersetzungsbranche aus. Den grössten Anteil auf dem Übersetzungsmarkt haben Gebrauchstexte, mit denen sich zudem deutlich mehr Einkommen erzielen lässt. Die Entscheidung, Literaturübersetzerin oder -Übersetzer zu werden, treffen somit auch nur solche Übersetzerinnen und Übersetzer, die sehr literaturbegeistert sind.
Alles klar? Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel etwas Licht ins Dunkel der Übersetzungswelt bringen konnten.
Autorinnen: Tatjana Greber-Probst, Myriam Cavegn, Nicole Hunziker