Verfechterinnen und Verfechter der gendergerechten Sprache sind der Ansicht, die deutsche Sprache sei sexistisch bzw. männlich dominiert. Sie setzen sich in dieser Hinsicht für eine Kursänderung ein, um via Sprache einen Eckpfeiler für die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft einzuschlagen. Gendergerechte Sprache zieht somit gendergerechtes Schreiben mit sich.
Beim gendergerechten Schreiben sollten unbedingt einige Grundregeln beachtet werden. Ist dies der Fall, garantieren wir als Texterinnen und Texter die Gleichstellung der Geschlechter in der Sprache als wichtiges Teilelement der Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft.
Tipps für gendergerechtes Schreiben
1. Ändern Sie Ihre Haltung
Wichtig ist, dass Sie beginnen, gendergerecht zu denken. Dieses (Um-)Denken ist die Grundlage für geschlechtsneutrales Schreiben.
2. Stellen Sie sich DIE Kernfrage: Was für einen Text will ich schreiben?
Die Kernfrage ist, ob – und wenn ja, wie ausgeprägt – ein Text gendergerecht formuliert werden muss. Eine gendergerechte Sprache ist in den meisten Fällen angebracht, dennoch gibt es Textsorten, die schwerfällig wirken, wenn sie gendergerecht formuliert werden. Es ist also notwendig, die Textsorte grob festzulegen. Es gibt grundsätzlich zahlreiche Unterscheidungen von Textsorten. Die Frage der gendergerechten Sprache beantwortet man am besten mit der Unterscheidung dreier Textgruppen:
a) Informative Texte: Briefe, Memos, Berichte, Zusammenfassungen, Protokolle, Bulletins, Prospekte usw.
b) Normative Texte: Juristische Texte, Verordnungen, Reglemente, Statuten usw.
c) Kurztexte, informelle Texte: Aktennotizen, Protokolle, Formulare, Tabellen usw.
3. Legen Sie – abhängig von der Textsorte – eine oder allenfalls mehrere Strategien fest.
Wir zeigen Ihnen gängige Strategien und ihre Anwendung in den drei wesentlichsten Textsorten:
Strategie
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Beispiel
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Informative Texte
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Normative Texte
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Kurztexte, informelle Texte
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Verwendung geschlechtsneutraler Begriffe
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Mitarbeitende, Studierende, Fremde, Jugendliche
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Verwendung geschlechtsabstrakter Begriffe
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Mensch, Mitglied, Person, Dienst, Personal
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Umformulierungen
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Ausbildung zum Mediator/zur Mediatorin => Ausbildung in Mediation
Die Ausbildnerin/der Ausbildner erteilt an zwei Abenden pro Woche Kurse => Der Kurs findet an zwei Abenden pro Woche statt
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Paarformen
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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler
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Schrägstriche/Binnen-I
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Der/die Berater/in
Der/die BeraterIn
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Die Aufstellung zeigt, dass die Wahl geschlechtsneutraler und geschlechtsabstrakter Begriffe sowie die Verwendung von Umformulierungen und Paarformen in allen Texten sinnvolle Strategien sind, die auch parallel angewendet werden können.
Paarformen jedoch machen Kurztexte und informelle Texte unnötig schwer. In dieser Textsorte ist die Verwendung von Schrägstrichen oder Binnen-Is angebrachter.
4. Überprüfen Sie, ob Ihr Text wirklich geschlechtsneutral formuliert ist, falls es die Textsorte verlangt.
Wir wünschen Ihnen somit von nun an eine gendergerechte Sprache. Sie zeugt von Professionalität und verleiht – in den richtigen Textsorten eingesetzt – vielen Texten ein zusätzliches Qualitätslabel!
Autorinnen: Tatjana Greber-Probst, Nicole Hunziker, Myriam Cavegn