In der modernen deutschen Sprache wimmelt es nur so von englischen Ausdrücken. Sie gehören zu unserem Alltag, und oftmals nehmen wir ihre englische Herkunft gar nicht mehr wahr. Die Verwendung von Anglizismen macht durchaus Sinn, und letztere sollten eher als Bereicherung unserer Sprache denn als Bedrohung angesehen werden: Gerade in der Berufswelt beispielsweise ist es manchmal nützlich, wenn anstelle einer deutschen Übersetzung die englische Bezeichnung verwendet wird. Die moderne deutsche Sprache ohne Anglizismen ist heute kaum mehr denkbar. Doch auch deutsche Ausdrücke fanden den Weg in anderssprachige Räume: Germanismen kommen im Englischen öfter vor, als wir vielleicht erwarten würden.
Im Gegensatz zu den Anglizismen in der deutschen Sprache sind die Germanismen in der englischen Sprache nicht unbedingt eine Auswirkung der modernen Globalisierung, sondern eher ein Ergebnis der Auswanderung vieler Deutscher in den letzten Jahrhunderten in die USA oder nach Grossbritannien. Mit im Gepäck hatten sie ihre Sprache. Die Germanismen wurden in unveränderter Form übernommen.
Von Kindergärten und Doppelgangern
Der wohl bekannteste Germanismus in der englischen Sprache ist der Begriff „Kindergarten“. Der erste Kindergarten ausserhalb von Deutschland wurde 1851 in London gegründet. Einige Jahre später öffnete der erste Kindergarten in den USA seine Türen. Die Sprache im ersten USA-Kindergarten war Deutsch, denn dort wurden Kinder deutscher Immigranten geschult. Heutzutage sind sich die meisten Amerikaner gar nicht bewusst, dass es sich beim Kindergarten um ein deutsches Wort wie auch um einen Teil des deutschen (Schul-)systems handelt. Ein weiterer bekannter Germanismus ist das Wort „Bratwurst“. Deutsche Immigranten brachten das beliebte Produkt und somit auch das Wort nach Amerika. Auch der Begriff „Blitz“ wurde im Englischen übernommen. Aber nicht im Sinne von Blitz als Wetterphänomen, sondern als Überraschungsangriff. Als „the Blitz“ wird im englischen Sprachgebrauch die Bombardierung Grossbritanniens und insbesondere Londons durch die deutsche Luftwaffe im zweiten Weltkrieg bezeichnet. Dem „Blitz“ entsprang das Verb „to blitz someone/something“ – gegen jemanden einen Blitzangriff führen/etwas bombardieren. Auch das Wort „Doppelgänger“ findet man in englischen Wörterbüchern. Das ä wird aber in der Regel durch ein a ersetzt.
Anpassung der Schreibweise
Wie bei der Eindeutschung, bei der die Schreibweise der englischen Wörter an die deutsche Laut-Buchstaben-Zuordnung angepasst wird, wurden auch einige deutsche Wörter an die englische Sprache angepasst. Die deutsche Herkunft sieht man den Begriffen dann nicht mehr auf den ersten Blick an. So wurde aus der Nudel die „noodle“ und aus der Brezel die „pretzel“.
Can I use your handy to make a call?
Vor einigen Jahren hätte Sie ein Amerikaner bloss komisch angesehen, hätten Sie ihm obenstehende Frage gestellt. Auch heute werden Sie die meisten englischsprachigen Personen wohl nicht verstehen. Sehr interessant ist aber die Tatsache, dass der Schein-Anglizismus „Handy“, der als Bezeichnung für das Mobiltelefon im deutschen Sprachraum verwendet wird, den Weg an die Ostküste der USA gefunden hat. Denn der Begriff „handy“ bedeutet in Englisch nicht etwa Mobiltelefon, wie viele Deutschsprachige fälschlicherweise denken. Beim englischen „handy“ handelt es sich um ein Adjektiv, das „praktisch“, „nützlich“ etc. bedeutet. Doch das Wort etabliert sich schrittweise auch als umgangssprachliche Bezeichnung für Mobiltelefon im Englischen, und englische Slang-Wörterbücher haben das Substantiv „handy“ sogar bereits aufgenommen. Die Nachfrage bei englischen Muttersprachlern ergab zwar, dass das Wort in dieser Verwendung nicht wirklich gängig ist. Gut möglich jedoch, dass sich dies noch ändern wird.
Kennen Sie weitere Germanismen, die im englischen Sprachgebrauch verwendet werden? Wir freuen uns auf Ihre Mitteilungen via Kommentarfeld.
Autorinnen: Tatjana Greber-Probst, Myriam Cavegn, Nicole Hunziker